Ich bin ein Mensch, der es früher
gern allen recht gemacht hat. Das ging so weit, dass ich mich selbst vergessen
hatte, nur um anderen gerecht zu werden. Dass dies ein falscher Weg war, habe
ich erst nach und nach eingesehen, bzw. nach Jahren. Vor allem in der
Buchbranche wollte ich am Anfang alles perfekt machen, noch wichtiger war mir,
von jedem gemocht und akzeptiert zu werden. Oberflächlich betrachtet hat das
sogar geklappt, denn ich habe auf allen Hochzeiten getanzt, habe mich verbogen,
damit niemand etwas gegen mich sagen kann. Eigentlich ist dies ein sehr
ungewöhnliches Vorgehen gewesen, da ich zu Schulzeiten eher der Typ war, der
gegen den Strom schwamm. Ihr fragt euch, worauf ich hinaus
will?
Immer öfter kommt mir zu Ohren,
dass ich es eben nicht schaffe, es jedem recht zu machen. Ich nehme z. B. nicht
jede Lesungsanfrage an. Warum tue ich das? Weil ich das Autorensein
mittlerweile hauptberuflich mache und auf einen gewissen Standard angewiesen
bin. Es müssen in erster Linie Leser da sein, die sich für meine Bücher
interessieren. Auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Denn ich mache
die Lesungen eben nicht nur just for fun, sondern weil ich damit etwas erreichen möchte.
Natürlich liebe ich den Kontakt zu den Lesern und das Vorlesen bereitet mir
Freude, ich kann völlig in meinen Geschichten versinken und darf das mit
anderen teilen. Ich habe aber auch nur ein gewisses Zeitbudget, in der meine
Schreiberei, meine Familie, meine Tiere, das Marketing der Bücher, der Haushalt
und noch Vieles mehr reinpassen müssen. Ich muss also Prioritäten setzen.
Und dennoch halte ich wohl für
einige noch zu viele Lesungen. Oder zu lange Lesungen. Schwierig ist es, wenn
zuvor falsche Absprachen gemacht wurden und ich dadurch einen augenscheinlichen
Fehler begehe und andere damit verärgere. Leider sickern auch immer mal Infos von
anderen durch, die mir sagen, dass da noch andere Gefühle vorherrschen. Da wird
gesagt, ich sei abgehoben oder überheblich, weil ich eben genau überlege, wo
ich auftrete, oder weil ich nicht jede Veranstaltung anderer Künstler
besuche. Freunde sagen mir dann immer, das ist alles nur Neid. Und glaubt mir, den
kenne ich auch! Ihr ahnt kaum, wie oft ich verzweifle, weil andere Autoren
scheinbar kaum etwas tun, aber eine Amazonplatzierung haben, von der ich nur
träumen kann. Dann kommt er auf, der Neid, auch bei mir. Aber ich packe ihn und
sperre ihn in einen Sack, wo er gefälligst bleiben muss. Ich will lieber
Anerkennung für andere fühlen! Denn ich weiß nicht, wie sehr der andere
gekämpft hat, um das zu erreichen. Man sieht es ja nicht immer. Vieles geschieht im Verborgenen.
Und dann frage ich mich, warum ist
man gerade auf mich neidisch?
Die Buchverträge habe ich meiner Agentur zu verdanken und das Schreiben ist hart erarbeitet und ich opfere viel dafür. Hobbys gibt es kaum mehr, Freunde treffen alle paar Monate. Da sind hauptsächlich
das Schreiben und meine Familie. Anders wäre es aber auch nicht machbar, aber
ich will es ja so. Das Singen zum Beispiel ist eine sehr persönliche Sache, die ich mir in jahrelanger Arbeit
Autodidakt angeeignet habe. Großteils habe ich in dieser Richtung die öffentlichen Auftritte aufgegeben, eben wegen der verborgenen Missgunst, die ich in dem Fall
tatsächlich überall erlebt habe, nicht nur in der Künstlerbranche - das ging mir irgendwann zu nah.
Wirklich "neidisch" kann man
eigentlich nur auf meine Sturheit sein, denn die hat mich überhaupt so weit
gebracht, dass ich nie aufgegeben habe. ;-)
Was wäre da noch? Etwas, das ich
wohl unter den Tisch gekehrt hab. Ich
habe kein Abitur und kein Studium. Beruflich
habe ich ursprünglich Friseurin gelernt. Alles, was mit der Buchbranche zu tun
hat, habe ich mir selber angeeignet, mit und ohne Hilfe. Für meine Träume habe ich immer kämpfen müssen.
Nun ja, was ist das Fazit? Ich kann
es nicht jedem recht machen. Zudem bin ich ein Eigenbrödler, der gerne für sich
ist, was die Sache nicht einfacher macht. Und die Buchbranche ist ein harter
Knochen. Ich versuche verschiedene Kollegen zu unterstützen, kann das aber
nicht bei jedem tun, dafür habe ich zu viele Kontakte. Und es muss auch ein
Geben und Nehmen sein.
Warum schreibe ich das alles?
Vielleicht weil ich nicht möchte, dass man von mir falsche Vorstellungen hat.
Ich bin eigentlich nur eine chaotische, leicht verrückte Autorin, die mit ihren
Figuren spricht, die ihrer Leidenschaft nachgeht und versucht, das Ganze mit
ihrer Familie zu koordinieren. Ich liebe die Natur und rette oder füttere ständig
irgendwelche Wildtiere. Ich sehe auch nicht immer so aus, wie auf meinen
Lesungen. Gerade jetzt bin ich ungeschminkt, sitze im Jogger am PC und habe
ungekämmte Wuschelhaare. Ich vergesse meine Termine, wenn sie nicht in meinem
Kalender stehen. Ich sorge mich um meine Tochter, habe Ängste wie andere auch. Bei mir fliegen auch mal Katzenhaare am Boden herum und im Zusammenlegen meiner
Wäsche bin ich wirklich nicht besonders gut, mein Mann kann das viel besser.
Soll heißen, ich schreibe zwar Bücher und stehe ein wenig in der Öffentlichkeit, aber
ich bin nicht abgehoben, wie einige
denken, eher zurückhaltend, was bestimmte Personen oder Veranstaltungen angeht.
Und ich bin einfach glücklicher,
wenn ich auf meine Gefühle vertraue, auch wenn das heißt, dass ich mal gegen
den Strom schwimme. Also seid mir nicht böse deshalb, sprecht lieber offen mit
mir, denn dann kann man Missverständnisse ganz schnell aus dem Weg räumen und
ihr versteht mich vielleicht ein wenig besser.